Nachdem unsere Peru-Reise um einiges anstrengender war, als wir vorher gedacht hätten, hatte unsere Energie in den Herbstferien dann nur für eine entspannende Woche an der holländischen Nordseeküste gereicht...
Nun sollte es also für uns zum allerersten Mal in einen richtigen, tropischen Regenwald gehen. Im Amazonasgebiet von Madre de Dios liegt das Nationalreservat Tambopata. Hier steuerten wir nach unserem ersten Inlandsflug, einer einstündigen Busfahrt über Schotterpisten und einer zweistündigen Bootsfahrt eine Ecolodge an. Die ersten Tiere bekamen wir schon während dieser Fahrt zu sehen: Kaimane, Schildkröten, Familien von Wasserschweinen und auch rote Aras. Am Abend wagten wir uns dann auf eine kleine Nachtwanderung, bei der der Waldboden plötzlich gar nicht mehr so leblos wie tagsüber wirkte. Kleines und großes Krabbelgetier kam zum Vorschein und unser Guide lockte sogar Taranteln und Vogelspinnen hervor.
Am nächsten Tag ging es schon vor 4 Uhr wieder los. Wir fuhren zu einer der größten Papageien-Leckstellen des Gebiets. Hier versammeln sich täglich hunderte Papageien und Aras, um sich mit Mineralstoffen zu versorgen. Jens nutze den Morgen, um sich noch etwas von den Strapazen der vergangenen Tage zu erholen und erlebte eine Überraschung. Eine Affenfamilie stattete der Lodge einen Besuch ab und wurde mit Bananen gefüttert. Später erfuhren wir dann, dass dies eigentlich streng verboten ist, um die Tiere nicht an Menschen zu gewöhnen und weil außerdem eine gewisse Tollwutgefahr besteht. Nachmittags spazierten wir dann noch einmal durch den Regenwald und lernten die heimische Pflanzenwelt kennen. Zu unserem Glück konnten wir auch hier nochmal Totenkopf- und Kapuzineräffchen beobachten.
Die abschließende abendliche Kaimanbeobachtung war leider ein Reinfall, da die Tiere sich nicht zeigen wollten. Zum Glück hatten wir aber schon tagsüber einige, auch recht große, Exemplare sehen können.
Am nächsten Morgen ging es dann auf gleichem Weg zurück, mit abschließendem Flug zurück zum Startpunkt Lima. Insgesamt ein ganz schön großer Aufwand für einen recht kurzen Aufenthalt im Dschungel.
Aufgrund des peruanischen Nationalfeiertags und möglichen Streiks war bis zuletzt nicht klar, ob wir es problemlos zum Hotel schaffen würden oder eine andere Lösung gefunden werden muss. Schlussendlich ging jedoch alles gut und wir konnten den Abend nutzen, um bei einem letzten gemeinsamen Abendessen Abschied zu feiern.
Es ist immer schön, wenn man am Ende einer Wanderung ein kleines, sehenswertes Highlight zur Belohnung hat. Umso besser, wenn es sich dabei sogar um die größte Sehenswürdigkeit des Landes handelt. Unesco Weltkulturerbe. Machu Picchu.
Die gut erhaltene Ruinenstadt wurde von den Inka im 15. Jahrhundert in 2430 Metern Höhe auf einem Bergrücken erbaut. Zweitweilig wohnten hier wohl bis zu 1.000 Menschen in einer Stadt, die sich völlig autark selbst versorgen konnte. Über den Sinn und Zweck dieser Stadt sowie die Umstände ihres Verlassens bestehen mehrere Theorien. Jedenfalls ist die Stadt in den Bergen absolut faszinierend...
Schade nur, dass wir bei unserem Rundgang durch die Ruinen von unserer Wanderung so geschafft waren, dass wir uns kaum auf den Beinen halten konnten. Wir hätten uns diesem Ort gerne in etwas frischerer Form gewidmet.
Entsprechend hätten wir auch für den Folgetag gut einen Ruhetag gebrauchen können. Dies war uns aber leider nicht vergönnt. Stattdessen durften wir uns zurück in Cusco direkt wieder auf einen Reisetag vorbereiten. Schon Vormittags würden wir in den Flieger nach Puerto Maldonado steigen. Dort würden wir dann noch ein ganz anderes Peru kennenlernen. Die Amazonasregion und den Dschungel...
Nach den Eindrücken in Textform, gibt es hier noch ein kleines Video zu sehen:
Tag 4 (Montag):
Heute wurden wir bereits um 3:30 Uhr mit dem obligatorischen Coca-Tee ans Bett, oder besser gesagt an die Zelttür geweckt. Die Träger müssen nämlich den ersten Zug zurück nach Cusco erwischen, der bereits um 5:15 Uhr losfährt. Alle weiteren Verbindungen sind für sie unbezahlbar. Wenn wir etwas am Inka-Trail kritisieren würden, dann - neben der wirklich grenzwertigen Toilettensituation ab der zweiten Hälfte von Tag 2 - dann das. Schnell musste alles aufgeräumt und verstaut werden und dann mussten sie auch schon im Dunkeln den Berg hinabhetzen. Wir warteten bis ca. halb 6 an einem Unterstand mit Bänken, um dann als letzte Gruppe und ohne Druck von hinten durch andere Gruppen auf die letzte kurze Etappe zu starten.
Dank einer gehörigen Dosis Paracetamol am Abend und in der Nacht ging es Jens, bis auf den hartnäckigen Husten, zum Glück wieder etwas besser. Noch einmal quälen, 2 Stunden lang Stufen hinauf und hinab. Dann der letzte, extrem steile Anstieg hinauf zum Sonnentor: auch Fegefeuer genannt. Und plötzlich lag Machu Picchu vor uns, der Lohn für die Mühe und die Qualen der letzten Tage. Ein paar Tränen flossen tatsächlich vor Glück und Erleichterung. Die Tour führt einen körperlich und emotional an die Grenzen, durch Jens Erkrankung und die Sorgen die ich mir deshalb machte, sicherlich noch ein Stück mehr als gewöhnlich.
Es ist, wie Marco im Vorab-Briefing angekündigt hatte:man wird gewaltig aus seiner Komfortzone geschubst, aber genauso gewaltig belohnt.
Tag 3 (Sonntag):
Der dritte Tag gilt als der schönste Abschnitt des Inkatrails. Zunächst ging es wieder steil hinauf. 400 anstrengende Höhenmeter waren zu bewältigen. Jens Husten war noch schlimmer geworden und er war immer noch geschwächt, jede Stufe war auch weiterhin eine Qual für ihn. Unsere Rucksäcke waren heute leichter, denn wir hatten vorsorglich etwas mehr Gepäck abgeben als am Vortag. Und dann begann der schönste Teil der Strecke. Es ging Stufe um Stufe hinab, mal sehr steil und mal weniger steil durch die grüner werdende Vegetation, die an einen botanischen Garten erinnerte. Wir waren im Nebelwald angekommen und merkten nun neben der Beinmuskulatur auch deutlich unsere Knie.
Kurz vor der Mittagspause musste noch ein letzter Anstieg bewältigt werden und dann sollte es laut unserer Guides nur noch flach bis zum Rastplatz weitergehen. Allerdings haben wir hier das peruanische „flach“ kennengelernt… etliche Kurven schlängelte sich der Weg hinab und wieder (steil) hinauf, gefühlt unendlich lang. Die Landschaft konnten wir schon längst nicht mehr genießen…
Nach der Mittagspause begann der Abstieg ins letzte Camp, wieder vorbei an Ruinen und durch den Nebelwald. Einfach toll. Marco hatte nicht zu viel versprochen. Und auch wenn täglich 500 Personen auf dem Inkatrail starten hatte man für weite Teile des gesamten Trails das Gefühl, ganz alleine unterwegs zu sein. Um Jens machte ich mir ab dem Nachmittag aber schon wieder mehr Sorgen, denn es ging ihm wieder schlechter und nun gesellte sich auch noch leichtes Fieber hinzu, dass im Laufe des Abends und in der ersten Nachthälfte immer schlimmer wurde.
Im Camp angekommen legte er sich dann auch nur noch ins Zelt und schlief, während ich mir mit den Rest der Gruppe noch Winay Wayna, auch „Klein Machu Picchu“ genannt, anschaute. Ein guter Vorgeschmack auf den Höhepunkt des Trails am nächsten Tag, wenn wir in aller Frühe Machu Picchu erreichen würden.
Tag 2 (Samstag):
Der zweite Tag begann leider für Jens nicht wirklich gut. Durch das starke Schwitzen und den dann doch recht kühlen Wind entwickelte sich in der Nacht bei ihm ein starker Husten. Vielleicht war er aber auch schon angeschlagen auf den Trail gestartet, denn einige Mitglieder unserer Reisegruppe hatten schon Tage zuvor mit Erkältungen zu tun.
Heute stand ein echt hartes Programm auf dem Plan. Wir mussten den sogenannten Dead Womens Pass auf 4200m Höhe überqueren und dafür in den ersten Stunden 1200 Höhenmeter bewältigen und dabei Unmengen an unterschiedlich hohen Stufen nehmen. Die letzten 400 Höhenmeter sollten dann nochmal besonders steil und herausfordernd sein.
Jens ging es zunehmend schlechter und jeder Schritt, jeder weitere Höhenmeter war für ihn eine Qual. Zudem war es durch den stetigen Schatten echt kalt. Jens überlegte sogar, den Trail abzubrechen, da dies nur noch zu Beginn des zweiten Tages möglich ist. Dank Marco, der ihm für einen Großteil des Anstiegs den Rucksack abnahm und immer wieder motivierte, entschloss er sich aber, weiterzumachen. Nach einigen Stunden lag dann der Weg endlich in der Sonne und das Frieren hatte ein Ende. Die Qual jedoch noch nicht… Zum Glück hatte unsere Guide Marco schon angekündigt, dass es wichtig ist diesen Abschnitt des Trails in ganz eigenem Tempo zu gehen.
So arbeiteten wir uns mit vielen Pausen und ganz langsam den Berg hinauf. Die Luft wurde mit jedem Meter deutlich dünner und der Weg immer steiler. Und irgendwann war dann das Ziel in Sicht! Auf dem Pass angekommen wurden wir von unserer Gruppe mit Applaus empfangen und konnten kurz ausruhen, denn bis zum Campingplatz stand uns ein Abstieg von 600m bevor.
Immer wieder wurden wir auf den Weg von Trägern der verschiedenen Gruppen überholt. Auch ihnen sah man die Anstrengung an, jedoch ist es einfach unglaublich, in welcher Geschwindigkeit sie die Strecke bewältigen. Einige rannten sogar, denn es gibt wohl alle zwei Jahre einen Wettbewerb für die Träger und Guides für den sie augenscheinlich trainierten. Der unfassbare Rekord liegt für den gesamten Trail mit über 42km bei 4 Stunden und 20 Minuten. Keine Ahnung, wie das gehen soll…
Eine besondere Überraschung hatte unser Koch an diesem Abend für uns auf Lager: eine wunderschön verzierte Torte, mitten im Nirgendwo gebacken in einem Topf!
Tag 1 (Freitag):
Wir starteten früh in Cusco. Sehr früh. Das sollte für die nächsten Tage zur Gewohnheit werden. Um 5 Uhr wurden wir vom Hotel abgeholt, gemeinsam mit 3 weiteren Mitgliedern unserer Reisegruppe. Insgesamt bestand unsere Wandergruppe jedoch aus 15 Teilnehmerinnen und Teilnehmern, 2 Guides und 22 Portern, Männer zwischen 20 und 78 (!!) Jahren, die neben Zelten, Isomatten, Kochutensilien und Lebensmitteln sogar große Gasflaschen von Campingplatz zu Campingplatz schleppten. Dazu aber später mehr.
Nachdem wir festgestellt hatten, dass unsere Rucksäcke zwar toll aussehen, aber doch etwas klein sind, haben wir uns nach langem hin und her und mehreren Packversuchen dann doch dazu entschlossen, neben den geliehenen Schlafsäcken auch Teile unseres Gepäcks tragen zu lassen. Wir hatten einfach nicht bedacht, dass man die Jacken, die man früh morgens unbedingt braucht, im Laufe des Tages ablegt und sie ja irgendwie verstauen muss. Für die Träger ist dies ohnehin eine gute Möglichkeit, etwas hinzuzuverdienen. Der einzelne Träger wird dadurch auch nicht überstrapaziert, denn es gibt zum Glück ein Gewichtslimit von 23kg, was an mehreren Kontrollpunkten streng kontrolliert wird.
Der erste Tag ging noch recht einfach los, am Ende des Tages zeigten unsere Uhren aber trotzdem immerhin 15km und insgesamt 700 Höhenmeter an. Dies sollte jedoch erst der Vorgeschmack auf den schwierigsten Tag 2 sein.
Zunächst ging es entlang der Bahnstrecke, die in Richtung Machu Picchu führt, entlang Feldern und vorbei an den ersten Inkaruinen. Das erste Mittagessen versetze uns sogleich ins Staunen! Was der Koch in dieser spartanischen Zeltküche für uns und natürlich auch die Träger zauberte, ist einfach Wahnsinn. So begangen wir, wie die meisten anderen auch, den ersten großen Fehler: Wir aßen einfach zu viel! Das Essen lag uns dann in den noch ausstehenden zwei Stunden Wanderung verdammt schwer im Magen.
Endlich am Zeltplatz angekommen mussten wir schnell die letzten Sonnenstrahlen nutzen, um die feuchten Klamotten für den nächsten Tag zu trocknen und uns warm anzuziehen. Es wurde nämlich verdammt schnell kalt und dunkel.
Die erste Nacht im Zelt war ungewohnt, hart und kühl, obwohl die geliehenen Schlafsäcke echt warmhielten. Blöd nur, wenn man dann nachts in der Kälte zur Toilette musste…