Nachdem wir schon von der Küste aus immer wieder mal Wale aus der Ferne gesehen hatten, wollten wir natürlich auch eine Bootstour machen, um noch etwas näher an die beeindruckenden Tiere heranzukommen. Am Donnerstag war es dann soweit. Mit einem recht kleinen Boot ging es hinaus aufs offene Meer. Alle wurden aufgefordert, die Augen nach den verdächtigen Wasserspritzern und -fontänen offen zu halten. Und tatsächlich dauerte es nicht lange und wir entdeckten eine Gruppe von 3-4 Walen. Langsam näherten wir uns von der Seite und die Kapitänin stoppte den Motor. Und dann passierte etwas, was selbst sie ihr Handy für ein Foto zücken ließ: Ein Wal drehte in Richtung unseres Bootes ab, so dass er im Abstand von nur ca. 20-30 Metern an uns vorbei schwamm und sprang. Die Tiere waren uns teilweise so nah, dass wir ihre Verständigungslaute hören konnten. Ein absolutes Highlight an unserem letzten, richtigen Urlaubstag.
Für unsere letzte Wanderung am Dienstag wählten wir eine kurze Strecke am Nordrand des Cirque de Mafate aus. Sie startet an einem der meist besuchten Aussichtspunkte (da mit dem Auto erreichbar), dem Belvédère du Maïdo. Hier kann man fast den gesamten Talkessel überblicken und so konnten wir mit Hilfe einer Infotafel die Orte wiedererkennen, die wir auf unseren Wanderungen im Mafate angesteuert hatten. Die heutige Wanderung führte uns entlang der Abbruchkante zu einem kleinen, weiteren Aussichtspunkt. Immer wieder erstaunlich ist es, dass es nur Minuten dauert, bis sich vereinzelte Wolken zu einer dichten Nebelwand entwickeln. Als wir den Parkplatz nach knapp 2 1/2 Stunden wieder erreichten, lag alles in dichtem Nebel. Gut,dass wir früh genug gestartet sind. Dieser Urlaub ist wirklich nichts für Langschläfer!
Für die letzten Tage auf La Réunion quartierten wir uns zunächst für drei Nächte in einem Strandresort in Saint-Gilles-les-Bains an der Westküste ein und ließen es (diesmal wirklich) ruhig angehen. Wir genossen einfach nur die Sonne, den Pool und den schönen Strand. Aufgrund der vorgelagerten Lagune musste man hier auch keine Angst vor den Haien haben und durfte auch im Meer baden. Tatsächlich haben wir auch immer wieder Wale vom Strand aus sichten können. Am ersten Strandtag haben wir dann auch noch mitbekommen, wie ein Paar hier sogar bei untergehender Sonne in der traumhaften Kulisse seine Hochzeit gefeiert hat.
Am Donnerstagnachmittag erreichten wir den dritten Talkessel, den Cirque de Cilaos. In diesen gelangt man nur über eine recht abenteuerliche Straße, auch die Straße der 420 Kurven genannt. Hier in Cilaos wird am deutlichsten, dass es sich wirklich um „Kessel“ handelt, denn man ist regelrecht umschlossen von Bergwänden. Der Ort liegt zu Füßen des Piton de Neiges, dem erloschenen Vulkan, der 2/3 der Insel geformt hat. Bei unserer Tageswanderung zum Flussbett und zu den Wasserfällen des Bras Rouge hatten wir das Wetter auf unserer Seite und den ganzen Tag Sonnenschein, so dass wir ganz schön ins Schwitzen kamen. Da tat es richtig gut, die Füße ins glasklare und kalten Flusswasser zu halten, um sich abzukühlen. Zur Belohnung gönnten wir uns dann noch einen leckeren Crêpe, eines der wenigen vegetarischen Gerichte hier auf La Réunion
Am Donnerstag hätten wir uns eigentlich auf die Wanderung im Vulkangebiet, zum 400m tiefen Krater Dolomieu begeben. Man kann aber ja bekanntlich nicht alles haben und aufgrund des immer noch anhaltenden Ausbruchs des Piton de La Fournaise ist natürlich das Betreten des Gebietes streng verboten. Da wir aber eine Unterkunft in der Gegend gebucht hatten, entschieden wir uns für eine alternative Wanderung, die im Wanderführer immerhin mit unter den Top10 Wanderungen gelistet ist. Es ging zur Aussichtsplattform des Nez de Bœuf, auf der man einen tollen Blick in eine Schlucht (bei guter Sicht) bis hin zum Meer genießen kann. Das Wetter war top, allerdings gerade zu Beginn der Wanderung noch recht kühl. Das Thermometer unseres Autos zeigte bei der Abfahrt an der Unterkunft um 7:30 Uhr doch tatsächlich nur 3 Grad an!
Auf unserem Weg inseleinwärts machten wir Halt am Cap Méchant, einem Aussichtspunkt am Meer. Hier prallen die teils meterhohen Wellen auf die schwarzen Lavafelsen. Man könnte stundenlang das wilde Treiben beobachten. Anschließend ging es weiter zu den Wasserfällen Cascades Grand-Galet und danach bei Saint Pierre das erste Mal so richtig an den Strand. Auch hier staunten wir nicht schlecht über die hohen Wellen, die sich imposant vor einem auftürmen, dann aber aufgrund der Lagune schon viele Meter vor dem Strand brechen.
Heute ließen wir es erneut etwas ruhiger angehen, zumal der Vormittag total verregnet war. Gegen Mittag brachen wir dann auf und warfen einen Blick auf die Kirche Notre Dame des Laves, die beim Ausbruch des Vulkans von 1977 fast komplett verschont blieb. Die Lava floss auf wundersame Weise einfach um die Kirche herum.
Danach unternahmen wir eine kleine Wanderung an der Küste entlang, ausgehend von einem schön angelegten Freizeitgelände mit Picknickplätzen und Wasserfällen (Anse de Cascades).
Der Vulkan "Piton de la Fournaise" ist der Star von La Réunion. Er ist einer der aktivsten Vulkane der Welt, brodelt unentwegt, und im Schnitt kommt es alle neun Monate zu einem Ausbruch. Der letzte Ausbruch war im September 2022 und dauerte 16 Tage lang an. Der nächste Ausbruch für 2023 war also schon überfällig und wir spekulierten schon bei unserem Abflug darüber, ob wir vielleicht das Glück haben würden, dass der nächste Ausbruch genau in die Zeit unseres Besuchs fallen würde.
Und tatsächlich: Am Sonntag erfuhren wir davon, dass der Vulkanausbruch begonnen hatte. Unsere Reiseplanung sah ohnehin vor, dass wir uns nun in die Richtung des Vulkans bewegen würden. Genau passend haben wir von Montag bis Mittwoch eine Unterkunft in Le Tremblet, das direkt an der N2-Straße liegt, von wo aus man nach keinen zehn Minuten Fahrt einen guten Blick auf den rauchenden Vulkan inklusive eines beeindruckenden Lavastroms hat.
Der Vulkan gilt übrigens bei aller Aktivität dennoch als relativ ungefährlich und stellt für die Besucher der Insel eine regelrechte Attraktion dar.
Und spätestens bei Sonnenuntergang findet dann hier am Vulkan auch fast schon sowas wie ein Volksfest statt. Kilometerweit stauen sich die Autos auf der Straße. Der komplette Straßenrand ist zugeparkt, überall sind Menschen. Für neu ankommende Autos gibt es kaum noch ein durchkommen. Wirkt ein bisschen so, wie die Anfahrt zur Cranger Kirmes, nur noch extremer. Zum Glück hatten wir schon vor dem Sonnenuntergang unseren Zuschauerplatz eingenommen...
Der heutige Tag begann mit einer Enttäuschung. Wir brachen früh auf, um den Aussichtspunkt der Takamaka-Schlucht zu besuchen, und dort eine kleine Wanderung zu unternehmen. Als wir allerdings die 25minütige Fahrt durch zahlreiche Serpentinen hinter uns gebracht hatten, mussten wir leider feststellen, dass der Zugang gesperrt war. Ein Schild zu Beginn der Anfahrt wäre schon irgendwie nett gewesen. So konnten wir nur erahnen, wie schön es dort sein muss. Also machten wir uns zügig auf den Weg in Richtung unserer nächsten Unterkunft. Hier an der Süd-Ost-Küste gibt es zahlreiche Stellen, an der Überreste von vergangenen Vulkanausbrüchen zu sehen sind. Riesige Felder aus Lavagestein führen teilweise bis zum Meer. An einer Stelle wurde die Insel durch die erkaltenden Lavaströme eines besonders heftigen Ausbruchs 1986 um 25 Hektar vergrößert. Hier kann man einen kleinen Spaziergang entlang der Klippen unternehmen.